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Erfolgreiche Mehrkampftruppe in Rhede

Nachdem der Abgang von Nico Beckers und Jannis Wolff im Jahre 2020 das Ende einer Ära  des deutschen Spitzenmehrkampfs in Aachen einläutete, ist die Mehrkampfgruppe der LG  Aachen inzwischen in einer neuen Ära angekommen. In den letzten Jahren ist eine ambitionierte, eng zusammengeschweißte Trainingsgruppe mit neuen und altbekannten  Gesichtern entstanden, die im letzten Jahr mit Till Rüdiger auch wieder einen Starter bei den  deutschen Mehrkampfmeisterschaften verbuchen konnte. Während die ganz hohen  Punktzahlen früherer ATG-Athleten aktuell noch nicht erreichbar sind, kann die aktuelle  Trainingsgruppe vor allem in der Breite überzeugen. So machte sich am vergangenen  Wochenende die Trainerin Christiane Wolff mitsamt 8 Athleten und einer Athletin auf zu den LVN- und FLVW-Mehrkampfmeisterschaften, die in diesem Jahr zusammengelegt in Rhede  stattfanden.

Obwohl das Wetter uns leider nicht so richtig wohlgesonnen war und weite Strecken der  Mehrkämpfe bei 15 Grad, Wind und Nieselregen stattfinden mussten, konnten wir am Ende  des Wochenendes mit einigen individuellen und sogar Mehrkampf-PBs und 4 Medaillen den  Heimweg antreten. Im Folgenden ist jeder/m Mehrkämpfer/in ein kurzer Abschnitt gewidmet.  Unsere angehende Ärztin Ann-Kathrin “Anka” Roeb wagte sich vor ihrem nahenden  Berufseinstieg nach einigen Jahren noch einmal an einen Siebenkampf und die damit  verbundene aufwendige Vorbereitung heran. Obwohl Frauen und Männer getrennte  Wettkämpfe absolvieren und Anka demnach als einzige LG-Athletin emotional oft auf sich  allein gestellt war, kämpfte sie sich souverän durch das gesamte Mehrkampfwochenende und  die Hassdisziplin 800m. Mit soliden Disziplinen, bei denen vor allem ein toller Weitsprung über  5 Meter (5.08m) Freude bereitete, landete sie bei 3774 Punkten.  

Lasse Rick hat sich seit seinem Beitritt vor anderthalb Jahren athletisch noch einmal stark  weiterentwickelt. Leider hielt ihn im letzten Jahr eine Knie- und in diesem Jahr eine  Schulterverletzung davon ab, seine tolle Form auch in eine neue Zehnkampf-PB umzusetzen.  Vor der Anreise war bereits klar, dass Lasse die Disziplinen 8 und 9 im Zehnkampf, den  Stabhochsprung und den Speerwurf, aus Sicherheitsgründen vor einer im Juni anstehenden  Schulter-OP nicht bestreiten würde.  Dies hielt Lasse jedoch nicht davon ab, sich durch die restlichen 8 Disziplinen zu kämpfen. Bis  zum Stabhochsprung führte Lasse eindrucksvoll das gesamte Feld an und konnte mehrere  Disziplinensiege verbuchen. Im Speer entschied sich Lasse dazu, mit dem linken Arm zu werfen und so  noch ein paar Punkte mitzunehmen. Mit PBs im Weitsprung (6.93m), Kugelstoßen (12.69m),  über 400m (50.35s) und im Diskus (40.13m) und einem zweiten Platz mit 6061 Punkten war  Lasse mit 8.5 Disziplinen noch immer unser stärkster LG-Athlet. Er lässt vermuten, was mit  einem weiteren Jahr Training und einer stabilen Schulter in der nächsten Saison alles so  möglich sein kann.  

Krum Zachariev ist ohne heimischen Trainer von Bulgarien nach Deutschland geflogen, um  diesen Zehnkampf mit uns zu bestreiten. Mit einem durchwachsenen Zehnkampf landete er  knapp jenseits der 6000 Punkte Marke und auf dem dritten Platz.  

Manuel “Manni” Peters trainiert seit 2021 extrem fleißig in der Gruppe und belohnt sich in  jedem Jahr mit einer neuen Zehnkampf-PB. Nachdem er letztes Jahr ausgebremst von einer  Fußverletzung im Frühsommer trotzdem noch 5600 Punkte erzielen konnte, kratzte er nun in  diesem Jahr zum ersten Mal ganz dicht an der 6000 Punkte Marke. Nach einem durchweg  soliden Mehrkampf setzte er den Speer im 3. Versuch auf 47.01m - mal eben 5m über alter  PB - und plötzlich war klar: 6000 Punkte sind in Reichweite. Allerdings müsste er dafür mit  4:28 min über 1500m eine Zeit laufen, die mit 13 Sekunden unter der alten Bestleistung  vielleicht nicht ganz unmöglich, aber sicherlich mit großer Qual verbunden sein würde.  Natürlich hielt das Manuel nicht davon ab, sein Herz in die Hand zu nehmen und alles zu tun,  um diese Zeit zu erreichen. Nach 600 schnellen Metern, in denen unser Ex-Vereinskollege  Jannis Wolff als Hase fungierte, musste Manuel dem hohen Tempo aber doch Tribut zollen.  In einem Rennen, in dem er nach eigener Aussage auf den letzten zwei Runden zweifelte, ober  es überhaupt noch ins Ziel schaffen würde, war er mit 4:41 der schnellste Läufer des  Wochenendes - aber die 6000 Punkte müssen noch etwas warten. Gut, dass in 4 Wochen  schon der nächste Zehnkampf wartet. Wir sind gespannt - da ist noch einiges drin.

Nach einer deutlichen PB im letzten Jahr, bei der er ganz dicht an den 6000 Punkten kratzte  und einem fleißigen Wintertraining, das in den letzten Jahren aufgrund des Studiums nicht im  gleichen Umfang möglich war, wollte Felix Pellinat in diesem Jahr noch einmal einige Punkte  auf seine Bestleistung draufpacken. Leider läuft es im Mehrkampf nicht immer so, wie man  sich das vorstellt, und wie es Trainingsleistungen vermuten lassen würden. In einem  Zehnkampf, bei dem nichts so richtig funktionieren wollte, landete Felix bei 5654 Punkten. In  4 Wochen bietet sich bereits eine neue Chance, sich für das harte Wintertraining zu belohnen.  Verdient hat Felix sich das allemal.  

Sebastian “Basti” Giese bestritt seinen ersten Zehnkampf nach einer Schulter-OP im März  2024. Trotz einer für ihn guten Sprintform, die oft die Grundlage für einen guten Zehnkampf  legen kann, war hier aufgrund noch spürbaren Einschränkungen in den schulterlastigen  Disziplinen klar: Es geht in Rhede nur darum, wieder in Schwung zu kommen und einen  ganzen Zehnkampf durchzustehen, unabhängig von der Punktzahl, die dabei rauskommt. Dies  ist Basti gut gelungen, mit seiner schnellsten 400m Zeit seit 2020 und sehr unerwarteten 3.90m  im Stabhochsprung landete er mit 5610 Punkten knapp 200 Punkte über seinem letzten  Zehnkampf im Jahr 2023.

Moritz “Mo” Pfeiffer konnte nicht so richtig in den Wettkampf finden und blieb hinter seinen  Erwartungen zurück. Es verlangt jedoch einiges an Durchhaltevermögen, auch einen  schwierigen Zehnkampf bis zum Ende durchzuziehen. Und das tat Mo mit Bravour – in den  abschließenden 1500m war er der drittschnellste Läufer des gesamten Feldes. Mit 4623  Punkten ist im nächsten Zehnkampf sicherlich noch einiges an Luft nach oben.  

Dragomir “Drago” Dragnev ließ im Winter bei den bulgarischen Hallenmeisterschaften bereits  vermuten, dass nach einem engagierten Wintertraining eine deutliche Steigerung seiner  Zehnkampf PB drin ist. Obwohl es an diesem Wochenende für ihn gar nicht besonders gut lief,  konnte er PBs im Hochsprung (1.52m), über die Hürden (20.53s) und im Diskus (27.50m)  aufstellen und landete mit 4436 Punkten ca. 500 Punkte über der alten Bestleistung, was für  seine aktuelle Form spricht. Wir sind gespannt auf den nächsten Zehnkampf in Bernhausen  besonders auch auf die bulgarischen Meisterschaften im August.  

Till Rüdiger startete mit einem durchwachsenen ersten Tag in den Zehnkampf, bei dem er mit  6.55m im Weitsprung zu den besten Athleten des Feldes gehörte, aber leider auch seinen  Sprungfuß in Mitleidenschaft zog. Den Fuß zu schonen ist innerhalb des Zehnkampfes kaum  möglich, vor allem dann, wenn zwei Disziplinen später der Hochsprung mit demselben  Absprungfuß lauert. Trotzdem beendete Till den ersten Tag mit der zweitschnellsten 400m Zeit  des Feldes und einer neuen PB auf dieser Strecke in 50.96s. Mit zwischen den  Wettkampftagen abklingendem Adrenalin machte sich in der Nacht der Fuß leider doch stark  bemerkbar. Till entschied sich nach einem kurzen Test am nächsten Morgen, den Fuß lieber  zu schonen, um in Bernhausen mit einem hoffentlich stärkeren  ersten Tag die deutsche Norm anzugreifen. 

Unser Neuzugang Lukas „Luki“ Löken konnte in den letzten Wochen vor dem Wettkampf  aufgrund einer Beugerzerrung kaum trainieren. Er bekam die Probleme aber rechtzeitig in den  Griff – und präsentierte sich zu Wettkampfbeginn in toller Form mit 3 PBs: 12.16s über 100m,  6.30m im Weitsprung und 10.39m im Kugelstoßen. Leider folgte im Hochsprung das Desaster:  Kein gültiger Versuch über die Einstiegshöhe. Weder Athlet noch Trainerin können sich den  Aussetzer erklären, werden das Problem aber bis zum Zehnkampf in Bernhausen sicherlich in  den Griff bekommen. Da die deutsche U20-Norm für Luki mit null Punkten im Hochsprung nicht  mehr in Reichweite lag, entschied er sich ähnlich wie Till dafür, seinen Beuger zu  schonen, um in Bernhausen erneut die Norm anzugreifen.  

Zusammen konnten die LG-Athleten zwei Mannschaften (Rick – Zachariev – Peters: 18036  Punkte, Pellinat – Giese – Pfeiffer: 15887 Punkte) bilden und auf den Rängen 2 und 3 im  Nordrheinverband platzieren. Erstere Mannschaft kann nicht in der deutschen  Jahresbestenliste geführt werden, da Krum keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt,  ansonsten läge sie hier aktuell auf Platz 2. Unsere zweite Mannschaft liegt zu diesem Zeitpunkt  auf Platz 4 der Bestenliste.  Der nächste Zehnkampf wartet nach 4 Wochen zur Erholung und neuen Vorbereitung bereits  beim Mehrkampfmeeting in Bernhausen auf uns. Wir hoffen darauf, dass uns die Atmosphäre  bei einem hochklassigen Feld und besseres Wetter zu einigen Top-Leistungen und einer  Steigerung der Punktzahlen verhelfen können.  

Es sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass auch die bereits erwähnten Vereinskollegen Nico Beckers und Jannis Wolff dem Zehnkampf weiter treu sind und den  Mehrkampf in Rhede für andere Vereine mit uns bestritten. Nico holte sich mit 7016 Punkten  sowohl den Einzel- als auch den Mannschaftssieg mit seinen Track and Field Tigers. Jannis Wolff (Frankfurt) hatte die DM-Quali von 6600 Punkten nach dem Speerwurf bereits abgehakt und bestritt den 1500m Lauf nur noch als Hase für Manuel. Silas Kriete, ein weiteres ehemaliges  Trainingsgruppenmitglied, der inzwischen für Hannover 96 startet aber der ATG wie Nico und Jannis weiterhin als Mitglied treu bleibt, holte sich am gleichen  Wochenende bei den Norddeutschen Mehrkampfmeisterschaften mit 6923 Punkten den Titel.  Wir freuen uns darauf, alle drei hoffentlich bei den Deutschen Meisterschaften in Dresden  anfeuern zu können!  

Zuletzt gebührt unserer Trainerin Christiane Wolff und unserem Stabhochsprungtrainer  Wolfram Szentiks ein riesen Dank.  Christianes Training hat in dieser Saison bereits zu zahlreichen Bestleistungen geführt. Das  Wochenende, bei dem 10 Mehrkämpfer:innen in drei verschiedenen Riegen mit  unterschiedlichen Zeitplänen in sieben bzw. zehn Disziplinen betreut werden mussten, hat sie  souverän gemeistert.  Wolfram hat aufgrund der knappen Vorbereitungszeit zwei extra Einheiten an den  Wochenenden vor den Meisterschaften angeboten und ist am Wettkampftag mitsamt Stäben  privat an- und abgereist, um uns und auch noch einige Zehnkämpfer anderer Vereine zu  betreuen, die sich inzwischen regelmäßig auf seine Expertise verlassen.  

LVN/FLVW-Mehrkampfmeisterschaften, Rhede