Bronze-Coup über 4x400m – Drama im Frauenrennen
Die diesjährigen Langstaffelmeisterschaften bildeten für unsere Athlet:innen den Abschluss einer langen Saison. Während sich die Staffel der männlichen U23 schon im April mit dem Sieg bei den Landesmeisterschaften qualifizierte, holte unsere weibliche U23-Staffel die Qualifikation im August bei einem Sportfest in Moers nach und überraschte dabei schon mit einer Zeit von unter 4 Minuten (3:59,90 Min).
Nach Veröffentlichung der Teilnehmerlisten stand fest, dass beide Staffeln realistische Chancen auf eine vordere Platzierung hatten und sich dennoch nicht zu sicher sein durften, da man bis zuletzt nicht wusste, in welcher Besetzung die gemeldeten Staffeln denn auch an den Start gehen würden.
Gut gelaunt und mit vielen Kleidungsschichten im Gepäck machte sich der Aachener Staffeltross also am Freitag auf den Weg ins kalte Sindelfingen. Dort angekommen wurden die Zimmer im Hotel bezogen und das Wochenende beim gemeinsamen Abendessen eingeläutet.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen wurden die Sachen schon wieder gepackt und gegen 11 Uhr ging es auch schon in das neue Sindelfinger Stadion, welches mit den Deutschen Langstaffelmeisterschaften offiziell eingeweiht wurde. Bei herbstlichen 12 Grad und kräftigem Wind waren um 13:45 Uhr unsere Jungs an der Reihe. Sie standen im ersten von zwei Zeitläufen auf Bahn vier und hatten es sich zur Aufgabe gemacht diesen Lauf zu gewinnen und damit die Konkurrenz im darauffolgenden Lauf mit einer guten Zeit entsprechend unter Druck zu setzen. Dieses Unterfangen sollte hervorragend gelingen, denn Till Rüdiger übergab den Stab bereits als Erster, nachdem er sich die 400 Meter perfekt eingeteilt hatte und die Mitbewerber auf der Zielgeraden entscheidend distanzierte. Sören Reul baute diesen Vorsprung weiter aus und schickte Ben Sonnenschein mit einem komfortablen Vorsprung auf die dritte Runde. Auch er blieb fokussiert und spulte seine Runde in einer persönlichen Bestzeit herunter. Schlussläufer Mateusz Lewandowski lief schließlich mit langen Schritten und großem Vorsprung über die Ziellinie. Die Zeit: 3:23,39 Min, neue Bestzeit und eine Sekunde schneller als zuvor. Das erste Ziel war also erreicht und die Staffel konnte sich mindestens über den fünften Rang freuen, denn im zweiten Lauf folgten nur vier weitere Staffeln, die allerdings schnellere Vorleistungen vorzuweisen hatten. Schnell zeigte sich jedoch, dass auch die höher eingeschätzte Konkurrenz so ihre Probleme hatte, tatsächlich nur zwei Staffeln die vorgelegte Zeit unterbieten konnten. Die Freude bei den mitgereisten Fans und natürlich bei den Jungs war riesengroß. Eine Bronzemedaille bei deutschen Meisterschaften hätte wohl niemand erwartet und krönt eine Saison voller Bestleistungen, Medaillen und toller Entwicklungen. Auch zeigt diese Medaille deutlich, wieviel man als Team erreichen kann und dass sich die vielen Trainingseinheiten im kalten und regnerischen Waldstadion irgendwann auszahlen.
Voller Freude verteilte man sich dann um 14:05 Uhr, um unsere Mädels anzufeuern. In der weiblichen U23 gab es einen Zeitlauf mit sechs Staffeln. Man würde im Ziel also sofort wissen, welchen Platz man erreicht hätte. Marlene Fenster brachte die Staffel mit einer starken Runde in eine exzellente Position. Sie übergab den Stab als führende an Luzie Kunter, die ebenfalls ein extrem hohes Tempo anschlug. Der Vorsprung wurde größer unsere jüngste Starterin Nina Jeschke konnte ebenfalls die Führung gegen zum Teil fünf Jahre ältere Läuferinnen behaupten. Chelsea Port Le Roi machte es nicht mehr spannend, baute den Vorsprung noch einmal aus und kam mit großem Vorsprung auf die Zielgerade. In 3:59,05 Min kam unsere Staffel ins Ziel und konnte es kaum fassen. Sie waren die schnellste Staffel in Deutschland und hatten mit einer hervorragenden Leistung den deutschen Meistertitel errungen.
Es folgten jedoch dramatische Minuten, die die volle Härte des Regelwerks aufzeigten und uns vor Augen führten, wie eng pure Freude und bittere Enttäuschung im Sport miteinander verbunden sind. Mehrere Kampfrichter hatten festgestellt, dass eine unserer Läuferinnen knapp außerhalb der Wechselzone loslief. Sicher kein Vorteil – erst recht nicht bei einem Vorsprung von mehr als sechs Sekunden, nichtsdestotrotz nicht erlaubt. Auch unsere eigenen Videoaufnahmen boten keine Argumentationsgrundlage, gegen dieses Urteil Protest einzulegen und so wurde unsere Staffel disqualifiziert. Natürlich war die Enttäuschung riesengroß und die ein oder andere Träne musste auch getrocknet werden. Was jedoch in Erinnerung bleibt, ist eine ganz tolle Leistung: Marlene Fenster, Luzie Kunter, Nina Jeschke, Chelsea Port Le Roi und Ersatzläuferin Linn Flügge sind als erstes über die Ziellinie gelaufen und haben ihre Zeit noch einmal verbessert. Auch im kommenden Jahr kann diese Staffel in der gleichen Besetzung antreten und die Motivation, sich dort eine Medaille abzuholen könnte nicht größer sein.
Nach dieser aufregenden emotionalen Achterbahnfahrt bleibt trotzdem der größte Erfolg der noch jungen LG Aachen: Die erste Medaille bei einer deutschen Meisterschaft und das bereits im ersten Jahr. Schon jetzt freuen wir uns auf weitere Wettkämpfe und fiebern besonders den Staffelwettbewerben im kommenden Jahr entgegen. Zuvor steht aber erst einmal die wohlverdiente Saisonpause an, in der in den kommenden Wochen mal nicht das Training an erster Stelle steht.